Auf einer privaten Reise ein zufälliger Halt in Rheinsberg.
Schöne kleine Stadt, Schloss, See, ein paar alte Häuser.
Und in der Schlossstraße das Atelier von Tony Torrilhon. Dessen Kunst mich gleich fasziniert. Mehr noch fasziniert der Künstler selbst. Torrilhons Kunst entsteht, während man dabei ist. Atelier und Werkstatt sind eins. Der Künstler führt durchs Atelier, erläutert seine Drucke, seine Holzarbeiten. Erzählt aus seinem Leben. Führt vor, wie er Drucke seiner Kupferstiche herstellt. Sein französischer Akzent, seine lebendige Gestik, seine unglaubliche Dynamik sind umwerfend. Damals ist er 83 Jahre.
Wieder in Hamburg beschließe ich einen kurzen Film über einen Tag im Leben von Tony Torrilhon zu drehen. Ich drehe seinen 84sten Geburtstag.
An diesem Tag erfahre ich, außer der Tatsache, dass der nunmehr 84-Jährige sich schneller entscheidet und läuft, als ich mit der Kamera folgen kann, dass der Künstler mit den Bedingungen in der Stadt Rheinsberg hadert. Dass es Probleme mit einem ortsansässigen Reeder gibt, dass die Verwaltung der Stadt und des Landkreises ihn ignoriert und blockiert. Zumindest aus Torrilhons Sicht.
Nach dem Dreh denke ich darüber nach, ob hier nicht ein längerer Film machbar wäre.
Ich fertige einen ersten Trailer an. Um eine Finanzierung anzuschieben. Gehe Klinken putzen bei Produktionsfirmen und Sendern. Ohne Erfolg. Im Frühjahr 2017 entscheide ich mich, den Film ohne Finanzierung selbst zu drehen. Von Juli 2017 bis Juli 2018 begleite ich Tony Torrilhon mit der Kamera. Erlebe Niederlagen und Triumphe, sein Hadern und seine manische Leidenschaft, mit der er sich immer weiter vorantreibt.
Im Winter 2018 beginne ich das reichhaltige Material zu sichten. Dann der Schnitt im Frühjahr bis Spätsommer 2019.
Der Film hat keinen Sendeplatz gefunden. Finanziell ein Minusgeschäft. Persönlich eine großartige Zeit mit einer kantigen Künstlerpersönlichkeit. Selten habe ich so gern draufgezahlt wie hier. Ich hoffe, der Film führt noch ein langes Online-Leben.
Tony Torrilhon ist dieses Jahr (2020) übrigens 89 Jahre alt geworden. Und arbeitet nach wie vor täglich in seiner Werkstatt, treibt die Stadt Rheinsberg mit seinen Plänen an den Rand der Verzweiflung und will im Grunde nur zwei Dinge: Ein noch besserer Künstler sein. Und bitte nicht unbemerkt bleiben. Also tun wir ihm den Gefallen. Bitte bemerken Sie ihn.
Mehr über Tony Torrilhon und sein Leben erfahren Sie auch auf seiner Webeite http://www.tony-torrilhon.de.
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